Gestalttherapie-Ausbildung – Entfaltung beruflicher und persönlicher Kompetenz
Gestalt ist keine Technik, kein therapeutisches Schnellverfahren, sondern ein ernsthafter Weg, sich selbst zu finden und zu wachsen. Wachstum ist aber ein Prozess, der Zeit braucht. Gestalttherapie erfordert eine Haltung, die nicht in zwei Monaten erworben wird, sondern ein langes ernstes Training, in dessen die Entwicklung der Persönlichkeit steht.
Fritz Perls
Ziele und Inhalte der Gestalttherapie-Ausbildung
Die Gestalt-Ausbildung am Gestalt-Forum Freiburg ist ein intensiver Forschungs- und Selbsterfahrungsprozess, in dem die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren lernen, Menschen gestalttherapeutisch zu begleiten. Die theoretische Grundlage bildet das Wirklichkeitsverständnis und das Therapiekonzept der Gestalttherapie.
Im Zentrum der Ausbildung steht die Entwicklung der Persönlichkeit. Durch die therapeutische Arbeit mit einzelnen, angeleiteten Übungen und die Begegnungen der Menschen in der Gruppe entsteht ein Erfahrungsfeld, in dem berufliche wie persönliche Kompetenz gleichermaßen wachsen können.
Nach Abschluss der Gestalttherapie-Ausbildung sind die Teilnehm*innen in der Lage, Gestalttherapie als psychotherapeutisches Verfahren verantwortungsvoll anzuwenden und in die berufliche Praxis einzubinden.
Drei intensiver Selbsterforschung bilden darin aus, das gegenwärtige Erleben bewusst wahrzunehmen, dem in sich entdeckten Lebensstrom zu folgen und das Leben selbstbestimmt gestalten zu können. Die Zeit in der Gestalttherapie-Ausbildung führt zu einem neuen Lebensgefühl und zur Entfaltung der eigenen Möglichkeiten.
Von der Psychotherapie erwartet an, dass sie Menschen anpasst und sie wieder in das gesellschaftliche Joch einspannt. Gestalt versucht angepasste Menschen, die in ihrem Joch nicht zufrieden sind, wieder auf eigene freie Füße zu stellen.
(Bruno-Paul de Roeck)
Gestalt als psychotherapeutisches Verfahren
Psychotherapie – Selbsterkenntnis und Heilung
Psychotherapie ist darauf ausgerichtet, Menschen darin zu unterstützen, sich selbst zu erkennen. Zu wissen, wer ich bin und in der Lage zu sein, das eigene Potenzial kreativ umzusetzen, ist die Basis für ein erfülltes und glückliches Leben. Probleme des Alltags, Beziehungskonflikte, seelisch-emotionale Krisen und alle Formen psychosomatischer Symptomatik können sich lösen, wenn Menschen wieder in der Lage sind, sich mit ihrem ursprünglichen Wesen zu verbinden und die Quelle ihrer natürlichen Lebensenergie zu nutzen. Das ist Gesundheit.
Der Weg dorthin ist so individuell verschieden wie die Lebensgeschichten von Menschen einzigartig sind. Jeder von uns hat sich auf seine Weise von seiner Lebensquelle entfernt. Wie jemand das Licht der Welt erblickt hat, in welche Familie und Kultur er geboren wurde und welche Erlebnisse ihn in seinem Leben geprägt haben, konstruiert die Brille, durch die er die Wirklichkeit wahrnimmt und für seine Zwecke deutet.
Als Kind sind wir alle uneingeschränkt lebendig und unmittelbar verbunden mit unserer natürlichen Kraft. Doch schon mit der Schwangerschaft beginnt ein Prozess, in dem wir uns von dem, was wir eigentlich sind, nach und nach entfernen. Wir lernen, in der Welt zu sein. Dieses Lernen geschieht zu Beginn ausschließlich durch die Erfahrungen, die wir mit den Menschen machen, die uns am nächsten sind: unsere Eltern und deren Familientradition und Kultur. So legen sich nach und nach die Schleier der Erziehung und gesellschaftlicher Anpassung über uns und wir vergessen, was wir ursprünglich sind.
Vor allem aber sind es die Erlebnisse, in denen wir Gewalt, Verlust, Missbrauch, Unglück, Ablehnung oder Bedrohung erfuhren, die die Art und Weise bestimmen, wie wir die Welt und uns selber wahrnehmen und wie wir unser Leben gestalten.
Wir schreiben unser „Lebensdrehbuch“ auf der Grundlage vergangener Erfahrung und gehen davon aus, dass die Zukunft so wird, wie es uns die Vergangenheit gelehrt hat. Dieses folgenreiche Missverständnis führt dazu, dass wir uns Verhaltensmuster angewöhnen, mit denen wir glauben, die vermeintlich bedrohliche Zukunft im Griff haben zu können. Quälende emotional-seelische Reaktionen wie Angst, Wut, Trauer oder psychosomatische Symptome, dramatische Schicksalsschläge sowie Krankheiten sind in der Regel Ausdruck unserer Überlebensstrategien.
Um uns wieder mit unserer ursprünglichen Lebenskraft zu verbinden, müssen wir uns durch das Dickicht unser Lebenskonzepte und erlernter Verhaltensmuster an den inneren Ort unserer Lebensquelle begeben. Hier sind wir das geblieben, was wir von Beginn unser Menschwerdung an waren. Dies zu erfahren, bedeutet Heilung und Befähigung zu einem spontanen und glücklichen Leben.
Don’t push the river. It flows by itself.
Barry Stevens
Gestalt als Weg
Gestalttherapie – Transformation & Neugeburt
Gestalttherapie ist ein wirkungsvoller Weg, durch die Schichten der Konditionierung zu dem zu gelangen, was wir sind. Dabei ist der Fokus auf den gegenwärtigen Moment gerichtet. Vergangene Erlebnisse werden nicht als Geschichte betrachtet, sondern darauf hin untersucht, ob sie eine Relevanz für das Erleben im Hier und Jetzt haben. Durch bestimmte Methoden der Kommunikation und der Vergegenwärtigung wird das lebendige Potenzial vergangener Geschehnisse für die aktuelle Lebenssituation betrachtet und integriert.
Innerhalb dieses Integrationsprozesses findet eine Transformation statt, in der jahrelang zurückgehaltene oder verzerrt gelebte Energie befreit wird, so dass sie für die Kreation eines neuen Lebens zur Verfügung steht. Dieses Geschehen gleicht oft einem Geburtsprozess oder einem künstlerischen Schaffen. Das, was sich schließlich in der sichtbaren Welt manifestiert, ist neu, d. h. es war nicht absehbar, planbar oder durch mentale Anstrengung hervorzubringen. Das Neue gestaltet sich von selbst und ist weitaus vollkommener als alles selbst Erdachte.
Die Gestalttherapie-Ausbildung ist neben der Entwicklung fachlicher Kompetenz eine Schulung des Lebens auf dem Gestalt-Weg. Die innere Haltung von Gestalt gibt dem eigenen Leben eine neue Prägung und Ausrichtung. Eine ehemalige Teilnehmerin formulierte das so: „Die drei Jahre in der Gruppe waren für mich nicht nur eine therapeutische Ausbildung, sondern vor allem eine Lebensschule.“
Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr, die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt.
Gautama Siddharta Buddha
Präsenz heilt
Achtsamkeit und Wahrnehmung
Das primäre Heilungsprinzip ist Präsenz. Präsent sein heißt, die konkrete Erfahrung des Lebens zu vergegenwärtigen, exakt so mit dem Leben zu sein, wie es sich im Hier und Jetzt präsentiert, ohne zu hadern und ohne es anders haben zu wollen. Gestalt ist ein Schulungsweg der Achtsamkeit. Der Weg der Achtsamkeit transzendiert den kontrollierenden Verstand und führt ins direkte Erleben, in die unmittelbare Wahrnehmung der Innen- und Außenwelt.
Dadurch entsteht ein Raum, in dem alles in den Vordergrund treten kann, was wahrgenommen und erledigt werden möchte. Bewusstheit für das gegenwärtige Geschehen öffnet dem qualitativ Neuen die Türe. Das nennen wir Evolution oder Transformation. Das ist Neugeburt. Es sind nicht mehr die überholten Konzepte, schmerzhaften Erinnerungen und Ängste aus der Vergangenheit, die den Lebensausdruck bestimmen, sondern die immer neue Frische des gegenwärtigen Lebensimpulses. Gestalttherapie bietet einen reichen Fundus an Möglichkeiten, diese Frische im Leben konkret werden zu lassen.
Im folgenden Video beschreibt Damiano Nöthen die Gestalttherapie-Ausbildung am Gestalt-Forum Freiburg: